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St.-Anna-Kapelle

Restaurierungskonzept

Die Baugeschichte der St.-Anna-Kapelle reicht weit ins Hochmittelalter zurück, in die Zeit vor der Gründung des Frauenklosters im Fahr. Als Freiherr Lüthold II. von Regensberg 1130 seine Güter am rechten Limmatufer zwischen Zürich und Baden dem Kloster Einsiedeln vermachte, gab es hier bereits ein kleines Gotteshaus. Sein Nachfolgebau hat sich im Kern der heutigen St.-Anna-Kapelle erhalten. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich das Gesicht der Kapelle mehrmals: 1623 mit dem südlichen Anbau und der Umgestaltung des Daches, im 18. Jahrhundert mit Erneuerungen im Innern und 1930 mit einer prägenden Renovation des Innenraums.

Als nun das Bauwerk in den letzten Jahrzehnten zunehmend sanierungsbedürftig wurde, schob sich die Frage in den Vordergrund, auf welche Weise man der kulturgeschichtlichen Bedeutung und der künstlerischen Aussage der Kapelle bei einer Restaurierung am besten würde Rechnung tragen können. Noch bis in die sechziger Jahre hätte man unter einer sachgemässen Restaurierung wohl verstanden, das Gebäude vollständig auf seine ursprüngliche Substanz, in unserem Fall auf den Bestand aus der Romanik, zurückzuführen und spätere Zutaten zu entfernen. Dieses radikale Zurückbuchstabieren hätte also nur einen, den ersten Zustand des Baus für verbindlich erklärt und die Spuren seiner Geschichte, seiner funktionellen Erweiterung, seines Alterungsprozesses so weit wie möglich getilgt. Heute bedeutet Denkmalpflege nicht mehr Konservierung des Urzustandes um jeden Preis; denn der Preis hat sich häufig als zu hoch erwiesen. Oft waren nämlich von der ältesten Substanz doch nur noch Fragmente zu erhalten, die das Kunstwerk nicht als ganzes erleben liessen, und bei manchem Bau wurde man sich erst im Nachhinein gewahr, dass mit der Zerstörung von neueren Bauelementen und Teilen der Ausstattung ebenfalls Kulturgut unwiederbringlich verloren war.

In diesem Sinn entstand für die St.-Anna-Kapelle ein Restaurierungskonzept, das nicht nur die romanische Substanz und den Anbau aus dem frühen 17. Jahrhundert als erhaltungswürdig einstufte, sondern auch die Ausstattungskunst des 20. Jahrhunderts angemessen berücksichtigte: das Ensemble von figürlichen Wandmalereien und Glasgemälden im Schiff.

Zum Grundsatz, die ganze Geschichte des Baus ablesbar zu machen, gesellte sich ein weiteres Prinzip: Was an alten Spuren hervorgeholt würde, sollte in seinem ursprünglichen Zustand der Nachwelt überliefert werden. Am Beispiel der Chorfresken bedeutete «restaurieren» demnach freilegen, reinigen und sichern und nicht retuschieren oder aufbereiten (vgl. Bericht des Restaurators).

Dem Restaurierungskonzept lagen umfangreiche Voruntersuchungen am Bau, ausgeführt durch die Aargauische Kantonsarchäologie, zugrunde. Archäologische Grabungen im Kapelleninnern lieferten weitere Anhaltspunkte. Experten der kantonalen und eidgenössischen Denkmalpflege begleiteten die Bauarbeiten und standen dem Architekten beratend zur Seite.

- Dr. Jakob Meier, 1985

Falls Sie mehr zur Geschichte der St.-Anna-Kapelle wissen wollen, können Sie untenstehend (unter Dokumente) die ganze Broschüre lesen. Wenn Sie lieber eine physische Ausgabe möchten, können Sie diese gratis bei der Einwohnerkontrolle beziehen.

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