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20 Jahre Marionettenbühne Unterengstringen

Bestimmung oder Zufall

Versetzen wir uns in das Jahr 1971 zurück. Unterengstringen war bis zu jenem Zeitpunkt zwar eine aufstrebende Vorortsgemeinde Zürichs mit reger Bautätigkeit, in kulturellen Belangen hielt sich jedoch alles eher im bescheidenen Rahmen. Dies wurde vom neugewählten Gemeinderatspräsidenten Jakob Meier erkannt, und er gründete eine kulturelle Kommission. Bestimmt wurden damals Heidi Pfister und ich, eine Bilderausstellung von Otto Baumberger zu organisieren. Zufall war jedoch, dass einer der Ausstellungsbesucher nicht wegen der Bilder, sondern wegen des fünfseitigen Raums und dessen Verwendungsmöglichkeiten mit uns ins Gespräch kam.

Er habe nämlich, so ging sein mit viel Begeisterung vorgetragenes Anliegen weiter, zwei hervorragende Inszenierungen für Marionetten des bekannten Bühnenbildners Wilhelm Preetorius bei sich eingelagert mit der Erlaubnis, sie gegebenenfalls für Aufführungen zu verwenden. Das Problem sei nun folgendes: Marionetten, Bühnenbilder und Kulissen, sowie eine halbwegs brauchbare Bühne seien zwar vorhanden, aber es fehlten ein Theaterraum und nicht zuletzt auch Leute, welche die Puppenführung übernehmen konnten.

Wir blickten uns etwas ratlos an, währenddessen Herbert Roedelberger, der sich inzwischen vorgestellt hatte, uns bereits als künftige Marionettenspielerinnen plastisch vor sich sah, und unsere Bedenken wegen mangelndem Talent und fehlender Zeit überhaupt nicht ernst zu nehmen schien. Wir kamen uns zwar überrumpelt vor, aber anderseits stellte sich nun auch eine gewisse Neugierde ein, und so besuchten wir schliesslich Heidi und Herbert Roedelberger am 14. Juni 1971 in ihrer Wohnung in Höngg und konnten uns dort von der aussergewöhnlichen Schönheit der Preetorius-Figuren überzeugen.

 

Jedes Theater braucht eine Trägerschaft

Nach dem anhaltenden Erfolg mit unserem ersten Stück lag der Gedanke nahe, einen Verein Marionettenbühne Unterengstringen zu gründen. Alt Schulpräsident Hans Fauser war für diesen Plan zu gewinnen und unternahm die notwendigen Schritte, damit am 23. August 1972 die Gründungsversammlung stattfinden konnte. Unter dem Patronat eines Repräsentanten der UNIMA (union international de Marionettes) wurde denn auch Hans Hauser mit grossem Beifall zum ersten Präsidenten dieser Vereinigung gewählt.

Als Revisoren wurden die Herren Robert Hoenig und Erich Schaefer einstimmig akzeptiert. Im Laufe des Abends hatten sich bereits 37 Vereinsmitglieder eingeschrieben. Ein schöner Anfang. Unser erster Werbebrief für neue Mitglieder begann mit den vielversprechenden Worten: ...Am Rande der Stadt Zürich versuchen wir seit Herbst 1971 von neuem aufzubauen, was dort mangels geeigneter Voraussetzungen nicht mehr weitergeführt wurde… Würden unsere Voraussetzungen zum Bestehen unseres jungen Theaterbetriebes genügen? Als erster Schritt wird die Anschaffung einer Reisebühne geplant, denn es hatte sich sehr bald gezeigt, dass wir nur mit Gastspielen an anderen Orten über die Gemeindegrenzen hinauswachsen konnten. Die Schule und die Gemeinde waren bereit, uns mit Darlehen, diesen kostspieligen Schritt zu ermöglichen, was uns auch zum Weitermachen anspornte.

 

Weltberühmter Puppenspieler in Unterengstringen

Der grösste Meister der Puppenspielkunst, Sergej Obraszow, der mit seinem Soloprogramm am 19. Oktober im ausverkauften Schauspielhaus Zürich alle Zuschauer in Begeisterung versetzte, kam auf private Einladung der Präsidentin der Marionettenbühne nach Unterengstringen und beehrte die Spieler mit einem kurzen Besuch.

Obraszow ist Leiter des Zentralen Staatlichen Puppentheaters in Moskau mit einem Mitarbeiterstab von 345 Personen. Er ist einer der grossen Erneuerer des Puppentheaters und der Doyen der Puppenspieler. Mit seiner Herzlichkeit hat er die Begeisterung der Unterengstringer für das Puppentheater noch mehr entfacht, und die Spieler erfuhren viel Interessantes aus seiner 45jährigen Tätigkeit, das für die Zukunft der Marionettenbühne nützlich sein kann. Dieser überraschende Besuch wird sich auch positiv auf das neue Stück «Der Kreidekreis» von Johannes von Günther mit Puppen von W. Preetorius auswirken. Das Treffen Obraszow - Marionettenbühne Unterengstringen wird indirekt also auch dem Publikum zugutekommen, vielleicht auch Ihnen.

- Dr. Jakob Meier, 1991

Falls Sie mehr zu der Geschichte von der Marionettenbühne wissen wollen, können Sie untenstehend (unter Dokumente) die ganze Broschüre lesen. Wenn Sie lieber eine physische Ausgabe möchten, können Sie diese gratis bei der Einwohnerkontrolle beziehen

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